Mirjana Petercol & Stefan Reil spielen Werke von Violetta Dinescu, Helmut W. Erdmann und Sofia Gubaidulina
Eintritt 9,00 Euro (ermäßigt 6,00 Euro)
Helmut W. Erdmann (1947): Mobile III (1982) für Ensemble - Version für Akkordeon - (Uraufführung)
Sofia Gubaidulina (1954): De Profundis
Helmut W. Erdmann: Sounding picture II (1972) für Ensemble - Version für Akkordeon-Duo - (Uraufführung)
Violetta Dinescu (1953): Mosaik
Helmut W. Erdmann: Changing of Sounds (1977) für Ensemble - Version für Akkordeon-Duo - (Uraufführung)
Stress III (1995) für Ensemble - Version für Akkordeon-Duo - (Uraufführung)
Mirjana Petercol
wurde in Porec (Istrien/Kroatien) geboren.
Mit sechs Jahren bekam sie den ersten Tastenakkordeon und Klavierunterricht. Es folgten Studien am Konservatorium in Pula (Kroatien) und an der der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, wo sie die Knopfakkordeonklasse von Prof. Elsbeth Moser besuchte. Nach der künstlerischen Reifeprüfung folgte das Solistenstudium. Mirjana Petercol ist Preisträgerin des internationalen Kammermusikwettbewerbs 'Castelfidardo' in Italien und Stipendiatin der 'Richard Wagner Gesellschaft'. Sie ist als Solistin und Kammermusikerin auf in- und ausländischen Podien zu Gast, wobei die Interpretation neuer Musik die zentrale Stelle einnimmt. Bei der 'Expo 2000' in Hannover wirkte sie bei einer Produktion der Schweiz mit.
Mirjana Petercol ist Dozentin für Akkordeon, Dispokinesiopädie, Kammermusik und Methodik an der Musikakademie Kassel und Wiesbaden, sowie Lehrbeauftragte der Universität Kassel.
Stefan Reil
geboren 1966 in Varel, Studium 'künstlerische Ausbildung' und 'Musikerziehung' Akkordeon an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Teilnahme an internationalen Wettbewerben für Akkordeon, Preisträger des Citta de Castelfidardo 1993 und 1994. Tätigkeit als Musikpädagoge an den Musikschulen Lüneburg und Uelzen.
Bei seinem Instrument handelt es sich um ein chromatisches Knopfakkordeon neuester Bauart, dessen Tonumfang nahezu dem eines Konzertflügels entspricht.
Helmut W. Erdmann
1947 in Emden geboren.
Studium in Braunschweig (Orchesterdiplom) und Hamburg (Flöte bei K. Zöller, Komposition bei D. de la Motte, Elektronische Musik bei W. Krützfeldt). 1971 Musiklehrerprüfung. Leiter des Fortbildungszentrums für Neue Musik Lüneburg. Lehrtätigkeit an der Musikschule Lüneburg, Lehrbeauftragter an der Leuphana Universität Lüneburg und Professor für Komposition/Live-Elektronik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Seit 1971 rege solistische Tätigkeit, vor allem mit dem 1971 gegründeten Varius-Ensemble (Hamburg). Außerdem Mitglied des Ensemble Musica Viva (Bayreuth) und des Michael Sell Ensembles (Frankfurt).
Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo (Rom), der Stanford University California, (USA), 1980 Niedersächsisches Nachwuchsstipendium, 1983 Verleihung des Bach-Preis-Stipendiums der Stadt Hamburg; 1985 Stipendiat der Casa Baldi (Olevano/Rom) und der Cite Internationale des Arts (Paris), 1988 und 1989 Gast im Atelierhaus Worpswede; 1990 Niedersächsisches Künstlerstipendium und 1991 Kulturpreis des Landkreises Lüneburg; 1996/97 Jahresstipendium des Landes Niedersachsen.
Seit 1998 Präsident der Europäischen Konferenz der Veranstalter Neuer Musik (ECPNM). Seit 2006 Präsidiumsmitglied des ECF (European Composer´s Forum). Seit 2007 Vorstandsmitglied des Deutschen Komponistenverbandes sowie der ECSA (European Composers and Songwriters Alliance). Seit 2008 Mitglied der "Platform of Cultural and Creative Industries der EU-Commission for Education and Culture" in Brüssel. Seit 2009 Vorsitzender des Deutschen Komponistenverbandes, Landesverband Norddeutschland sowie Mitglied in den Fachausschüssen 'Bildung' und 'Europa' des Deutschen Kulturrates; außerdem seit Oktober 2009 Vizepräsident des ECF´s.
2010 Berufung in das 'Kompetenznetzwerk Europäische Kulturpolitik' des Deutschen Kulturrates.
Die kompositorischen Arbeiten (ca. 200 Werke) umfassen alle Gattungen, einschließlich elektronischer und live-elektronischer Werke, Konzerte und Rundfunkproduktionen mit eigenen Werken in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa, Japan und in den USA.
"In meinen Kompositionen bin ich bestrebt, zu einer Synthese heute möglicher Stilmittel zu gelangen. Hierzu gehört neben Einbeziehung improvisatorischer Gestaltungsmöglichkeiten bei einigen Werken, von Beginn meiner kompositorischen Arbeit an die Auseinandersetzung mit elektronischer Musik und live-elektronischer Klangverarbeitung und den differenzierten Fähigkeiten der Computermusik. Von großer Bedeutung sind für mich dabei die verschiedenen Mischformen - vom 'reinen' Instrumentalton und seinen mannigfaltigen Farbgebungen bis zum völlig elektronischen veränderten Klang mit allen Zwischenstufen der Verfremdung, Klangerweiterung, dem Feedback instrumentaler und apparativer Technik im kreativen Entfaltungsprozess.
Parallel dazu hat mich die Einbeziehung melodischer und rhythmischer Elemente interessiert, um wieder zu 'lust-vollem' Musizieren zu gelangen. Neben diversen Kompositionen für professionelle Formationen hat mich in den zurückliegenden 20 Jahren immer wieder die Aufgabe gereizt, Stücke für den Laienbereich zu konzipieren. Vor allem in der Kammermusik sind eine Reihe von Stücken entstanden, zu denen mich jugendliche Spieler als Teilnehmer der Wettbewerbe 'Jugend musiziert' angeregt haben. Für mich als Komponist stellt sich dabei auch eine wichtige pädagogische Aufgabe: jugendliche Spieler an die Auseinander-setzung mit Neuer Musik heranzuführen, ihr Interesse zu wecken und zur kontinuierlichen Beschäftigung mit Neuem, Ungewohntem zu ermuntern."
Sofia Gubaidulina
beendete 1954 ihre Ausbildung am Konservatorium von Kasan und setzte bis 1959 ihr Kompositionsstudium bei Nikolai Pejko in Moskau fort.
Seit 1963 ist Gubaidulina als freischaffende Komponistin tätig. Nachdem ihre kompositorische Tätigkeit in der Sowjetunion ständigen Repressalien unterlag, übersiedelte sie 1992 nach Deutschland und lebt seitdem in der Nähe von Hamburg. Gidon Kremers Einsatz für ihr Violinkonzert 'Offertorium' in den 80er Jahren half ihr, im Westen rasch bekannt zu werden.
Sie ist u.a. Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg und des Ordens „Pour le mérite“.Aufgrund ihrer Erziehung ist Sofia Gubaidulina dem russischen Kulturkreis zuzurechnen, gleichwohl sind asiatische Einflüsse, die in ihrer tatarischen Abstammung begründet sind, in ihrem Schaffen unüberhörbar. Komponieren ist für die christlich geprägte Komponistin ein religiöser Akt.
Seit den 80er Jahren spielen für Gubaidulina Zahlenverhältnisse eine große Rolle, mit deren Hilfe sie Tonhöhen, Rhythmen und Formverläufe strukturiert. In ihrem Bemühen, Intellektualität und Emotionalität miteinander zu verbinden, fühlt sie sich Johann Sebastian Bach wesensnah. Nicht selten entwickelt sie ihre Werke aus der Stille heraus. Als ihr opus summum bezeichnet sie ihre Dilogie 'Johannes-Passion' und 'Johannes-Ostern', in dem sie in einem kühnen theologischen Ansatz die Evangelistentexte mit Textpassagen aus der Apokalypse kontrapunktiert.
Violeta Dinescu
...Der Mensch birgt Klangräume in sich. Man kann in Klängen träumen. Da erlebt man, wie Klänge in einem sind, die schon existieren. Ich versuche, diese Klänge, die schon längst existieren und nur für andere noch unhörbar sind, ins Leben zu bringen...
Die rumänische Komponistin wurde am 13. Juli 1953 in Bukarest geboren. Ihre
musikalische Begabung wurde von ihren Eltern sehr gefördert. 1972 ermöglichte ihr das George Enescu-Stipendium Bukarest ein Studium am Porumbescu-Konservatorium in Bukarest. Sie studierte bei Myriam Marbe Komposition, bei Emilia Comisel Folklore, bei Aurel Stroe Instrumentation und bei Stefan Niculescu Formanalyse. 1978 bestand sie die Prüfungen in Komposition und Klavier cum laude. Bereits 1973, 1976 und 1978 wurde Violeta Dinescu mit Preisen des Komponistenverbandes von Rumänien ausgezeichnet. Viele weitere Preise und Stipendien folgten. 1984 erhielt sie den ersten Preis des Internationalen Komponistenwettbewerbs in New York und ein Jahr später ein Stipendium des Landes Niedersachsen für den Künstlerhof Schreyahn.
Seit 1982 lebt Violeta Dinescu in Deutschland. 1984/85 lebte sie als Stipendiatin der Stadt Aachen im Turm der Alten Hauptfeuerwache. Hier entstanden unter anderem das Ballett 'Der Kreisel', die Kammeroper 'Hunger und Durst' und die Kinderoper 'Der 35. Mai'.
Nach Lehraufträgen an der Hochschule Heidelberg, Frankfurt und Bayreuth hat die
Komponistin seit 1996 eine Professur an der Universität Oldenburg inne.
Violeta Dinescu zählt zu den bedeutendsten Komponisten der jungen Generation.
...Es ist wichtig zu bemerken, dass die Entdeckung neuer musikalischer Strukturtypen nicht vom mathematischen Denken abhängig zu sein braucht. Der Vorgang musikalischer Entdeckung wird von intuitiver Kreativität regiert. Auch wenn mathematische Strukturen und Methoden für die Komposition wichtig sind, reichen sie allein als Handwerkszeug nicht aus, sondern bedürfen einer Verbindung mit anderen schöpferischen Dimensionen."
Eine Veranstaltung des Fürstentummuseum in Kooperation mit dem Ostpreußischen Landesmuseum und dem Fortbildungszentrum für Neue Musik