Cadiner Baukeramik seit 1905
16. Juli bis 9. Oktober 2011
Cadiner Keramik gehört zu den namhaften Besonderheiten ostpreußischer Kulturgeschichte. Auf seinem Gutsbetrieb in Cadinen am Frischen Haff, nahe Elbing, ließ Kaiser Wilhelm II. in einer bestehenden Ziegelei eine Kunstkeramikmanufaktur 1902-04 einrichten. Er folgte damit einer gegen 1900 verbreiteten Modeliebhaberei für "Majolika" - Gefäße, erließ aber auch für den Architekturbereich kunstkeramische Bauzier herstellen nach Entwürfen bekannter Architekten und Künstler. In Repräsentationsbauten, Geschäftshäusern und Villen fanden die Baukeramiken um 1905-14 Eingang. In der Förderung dieser Baudekoration nach historistischem Stil sah Wilhelm II. eine pädagogische Aufgabe, zur Geschmacksbildung des Volkes beizutragen. Dies ist schon dadurch belegt, dass die Anfertigung großer Dekorationsaufgaben oft sehr individuell und nicht immer kostendeckend betrieben wurde.
Die Ausstellung zeigt dieses immer noch zu erforschende Thema anhand der teils singulären Stücke der größten Privatsammlung Cadiner Keramik. In dieser Breite wurde die Cadiner Baukeramik noch nie gezeigt. Sie repräsentiert vielleicht am besten den persönlichen Geschmack Wilhelm II., der jeden Entwurf für die Manufaktur selbst zur Genehmigung in Augenschein genommen haben musste, bevor die Produktion beginnen konnte.
Figürliche und ornamentale Entwürfe wurden umgesetzt, bunt glasiert oder monochrom, direkt für Innen- und Außenfassaden entwickelt, dazu Blumenkübel, große Gartenplastik und Fliesenbilder. Bis hin zur Ausstattung von Gärten und Orangerien reichte die Produktionspalette, die sich meist am Bedarf adeliger und großbürgerlicher Käufer orientierte. Die Verwendung der Cadiner Keramik war oft auch ein sichtbares Bekenntnis zum Kaiser und zur Monarchie. Nicht zufällig zeigt die Manufakturmarke Cadinens die Kaiserkrone.
In den 1920er und 30er Jahren setzte sich die Produktion der Cadiner Keramik auch im Bereich der Baukeramik fort. Selbst vom Exil in den Niederlanden aus überwachte und genehmigte Wilhelm weiterhin die Entwürfe für die Produktion. Allerdings musste jetzt gewinnorientiert gearbeitet werden. Damit änderte sich der Stil der Stücke zum Aktuellen: dem expressiven Figurenstil der 1920er Jahre. Zeitlos wirkt daneben der Verkaufserfolg der späten Jahre, die Tierplastik ab Anfang der 30er Jahre. Auch wenn sie meist eher kleinfigürlich blieb, ist sie doch eine "bürgerliche" Fortsetzung der wilhelminischen Baukeramik.
A) Führungen durch die Ausstellung
Tauchen Sie ein in die Farbigkeit der wunderabren Keramiken und lassen Sie sich einführen in die ästheitschen Vorstellungen des letzten deutschen Kaisers.
Gruppen-Gebühr: 40,- Euro zzgl. Eintritt 4,- Euro / 3,- Euro
Dauer: ca. 1 Stunde
Anmeldung erforderlich: Tel. 04131 75995-0 oder E-Mail: fuehrungen(at)ol-lg.de
B) Sommerferienprogramm "Keramik und mehr" für Kinder
Details finden Sie hier >>>
Dienstag, 16. August 2011 - 14:30 Uhr
"... dient nur der Befriedigung einer künstlerischen Neigung des Kaisers"
Sonderführung durch die Ausstellung im Rahmen der Reihe "Museum erleben" mit Kurator Dr. Jörn Barfod.
Eintritt: 5,- Euro inkl. Kaffee und Gebäck (ohne Anmeldung)