22. September 2007 bis 27. Januar 2008
Die Bilder des Malers und Grafikers Erwin Wohlfeil spiegeln ein bewegtes Leben wider: Er wurde 1900 als jüngster Sohn eines Müllers in Ippik/Livland geboren. Die ländliche Abgeschiedenheit des Mühlenanwesens und die Wirren des ersten Weltkriegs machten die Förderung seiner künstlerischen Begabung lange schwierig. Erst nach der Gründung der lettischen Republik (in der Livland aufging) konnte er sich 1921 an der Kunstakademie in Riga einschreiben. Nach erfolgreichem Studienabschluss arbeitete Erwin Wohlfeil zunächst als Zeichenlehrer und entwickelte - in den wenigen freien Stunden - die eigene Kunst weiter.
Seine impressionistischen Aquarelle und Ölgemälde aus dieser Zeit zeugen von einer tiefen Faszination für die Landschaft des Baltikums. 1945 wurde er zum Volkssturm einberufen und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Aufträge für Stalin-Portraits verschafften ihm Hafterleichterungen und Zugang zu Papier und Farben. Noch immer sind viele Skizzen erhalten, auf denen Wohlfeil Mitgefangene und Wärter portraitierte und das Leben im Lager festhielt. Nach seiner Entlassung im Dezember 1945 fand die Familie im niedersächsischen Hermannsburg eine neue Heimat.
Die Schönheit der Lüneburger Heide gab dem Maler Kraft und Inspiration für die Fortsetzung seiner künstlerischen Tätigkeit. Doch die ersten Jahre im zerstörten Deutschland waren von großen Existenzsorgen geprägt. Erst allmählich fanden Wohlfeils atmosphärisch dichte Landschaftsbilder Kenner und Käufer, die ihm auch zu überregionaler Bekanntheit verhalfen. Bis ins hohe Alter hinein war Wohlfeil als freier Maler, Graphiker und Restaurator tätig. Er starb 1991 in Hannover. Dank einer großzügigen Stiftung der Nachkommen Erwin Wohlfeils kann sein Werk zum ersten Mal in einer umfassenden Retrospektive gezeigt werden. Die Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen zeugen von der Vielseitigkeit des Künstlers und geben Einblicke in die wechselvollen Stationen seines Lebens.