Jurist und Sammler in schwerer Zeit: Die Sammlung Königsberger Kunst des Dr. Paul Ronge

Paul Ronge, 1932, Fotografie

11. Februar 2006 bis 07.Mai 2006

 

Jurist im NS-Staat: Wer nicht in Parteiorganisationen war, hatte es schwer. Dr. Paul Ronge (1901-1965) war als junger Rechtsanwalt einer von wenigen Juristen in Ostpreußen, die nicht Mitglied waren. So konnte er weitgehend unabhängig vom staatlich gelenkten Justizapparat arbeiten und vertrat viele im NS-Staat benachteiligte Menschen. Ronge war ein Freund des ehemaligen Königsberger Bürgermeisters Carl Goerdeler. Daher entging er nach dem 20. Juli 1944 nur knapp der Verhaftung und Hinrichtung. Im September 1945 floh Ronge mit seiner Familie aus Königsberg. In Berlin konnte er gleich als Rechtsanwalt wieder anfangen, weil seine parteiferne Haltung während des Dritten Reiches bekannt war.

Eduard Bischoff, Dünenbefwestigungsarbeiten, Öl,Holz 1940

 

 

 

 

Er wurde einer der bekanntesten Strafverteidiger Berlins, Mitglied des Abgeordnetenhauses und Universitätslehrer. Ronge, ein musischer Mensch, liebte das Theater und die Fotografie, die er selbst ausübte. Er pflegte in seiner Königsberger Zeit viele Kontakte zu Künstlern und legte eine eigene Kunstsammlung an.

Julius Freymuth, Paul Ronge mit Weinglas, Farbstiftzeichnung, 1938

 

 

Allein Werke des Neoklassizismus, der vom NS-Regime geförderten Kunstrichtung, gehörten nicht dazu. Es gelang ihm, einen Teil der Sammlung auf der Flucht zu retten, versteckt in einem Kinderwagen. Die Sammlung Ronge ist ein Beispiel für viele untergegangene Kunstsammlungen und den ausgeprägten Kunstsinn der Königsberger. Sie umfasst Werke bedeutender Künstler Ostpreußens aus der Zeit von 1920 bis 1944 wie Eduard Bischoff, Erich Behrendt und Julius Freymuth.

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