Eintritt: 4,- Euro (ermäßigt: 3,- Euro)
Ostpreußen 1945. Auf der Flucht vor der Roten Armee verliert die siebenjährige Liesabeth Otto Mutter und Geschwister. Allein irrt sie durch die Wälder und gerät auf der Suche nach Nahrung und Unterkunft ins benachbarte Baltikum. Unter unfassbaren Entbehrungen schlägt sie sich jahrelang allein durch, umgeben von einer feindlich gesinnten Bevölkerung, stets auf der Hut vor den sowjetischen Besatzern. Ein erschütterndes Schicksal, zugleich ein Panorama deutsch-sowjetischer Nachkriegsgeschichte.
Tausende Kinder verlieren in den Nachkriegswirren ihre Eltern oder werden auf der Flucht von ihnen getrennt. Viele werden in Waisenhäusern untergebracht, andere müssen allein durchkommen – man nennt sie "Wolfskinder". Die kleine Liesabeth übernachtet in Wäldern oder unter Brücken, findet gelegentlich bei Bauern Unterschlupf, ernährt sich von Almosen und dem Lohn kleiner Aushilfstätigkeiten. Doch niemand will sich ihrer annehmen. Jahrelang bettelt sie, erträgt Hunger, Kälte und Vergewaltigung. Als sie mit fünfzehn beim Klauen erwischt wird, beginnt eine Odyssee durch die Straflager der Sowjetunion. Aber die Hoffnung, eines Tages doch noch ihre Familie wiederzufinden, gibt sie nie auf.
Liesabeth Otto, die heute bei Hannover lebt, hat ihre ergreifende Lebensgeschichte der ZDF-Journalistin Ingeborg Jacobs erzählt, die sie einfühlsam für ein Lesepublikum aufgeschrieben hat. Ihr Dokumentarfilm über das ehemalige Wolfskind wurde mit überwältigender Resonanz im ZDF und auf ARTE ausgestrahlt, auf internationalen Filmfestivals gezeigt und mit dem World Television Award ausgezeichnet.
Ingeborg Jacobs, geboren 1957 in Solingen. 1989 bis 1992 Aufenthalt in der Sowjetunion. Seit 1995 freie Autorin beim ZDF. Zahlreiche Dokumentarfilme, überwiegend zu zeitgeschichtlichen Themen. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Wirtschaftsfilmpreis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Mitarbeit an mehreren Büchern von Guido Knopp. Zuletzt erschien bei Propyläen Freiwild. Das Schicksal deutscher Frauen 1945.
Eine Veranstaltung des Kulturreferats