Dinge in Stücken und Stücke zu Dingen

Do, 23. Januar 2014 - 19:00 Uhr

Im Rahmen der Reihe Neue Musik im Museum

Andreas Peschka

Mit Andreas Peschka (Performance Art) und Helmut W. Erdmann (Flöten/ Komposition)

 

Kosten: 9,- / 6,- €

 

Dinge in Stücken und Stücke zu Dingen

Zeigen ist die Hauptkommunikationsform des Künstlers: das Werk, sich, die Welt ... was auch immer.

Verbergen ist die Hauptkommunikationsform des Künstlers. Das Werk, sich, die Welt ... was auch immer.

Verbergen zeigen, Zeigen verbergen. Erwartungen wecken & enttäuschen zeigen. Einen Vortrag zeigen, ein Konzert zeigen. Die Zukunft, zeigen. Sprache zeigen. Schweigen zeigen. Bilder, wie sie sich zeigen, zeigen.

Der Inhalt sei beliebig aber stark. Und alles ganz einfach - schlicht und echt.

Echtheit ist die erste Regel von PerformanceArt (obwohl sie ständig verletzt wird). Aber doch!

Wenn ein Künstler schon in der Einladung ankündigt, er wolle seinen Auftritt Methodenfragen widmen ...

Wirklich, wir wollen konsumiert werden. Wir surfen den Geist der Unterhaltung, der werbenden Verführung, das Aufmerksamkeitsheischen. Wir suchen das Bad in der Menge. Tatsächlich. Tatdinglich. Methodisch.

 

Am Anfang schon drei starke Stücke.

 

Helmut W. Erdmann Transfiguration VIII (1994)

21 Stationen für einen Flötisten und Live-Elektronik

I. Introduktion, Allegro ma non troppo, Largo, Allegro con spirito, Moderato

II. Scherzando, Allegro moderato, Allegro confuoco, Andante, Presto

III. Rezitativ, Allegro assai, Prestissimo, Larghetto, Allegro furioso

IV. Scherzo, Andantino, Vivace, Adagio, Allegro ma non tanto

V. Epilog

 

Andreas Peschka geopoet

Seit 1981 Freier Künstler: Projekte, Konzepte, Expeditionen, Vorträge, Performances, Bildobjekte, Installationen, Ausstellungen, Texte, Kunstbücher, Kunstphotographien.

Mir gefallen Komplexitäten, Dickichte, Schwärme, Areale, in denen man den Überblick verliert - "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust", "Was!? Nur so wenige!" - Identität ist mir nur als Gewusel von Unterschieden vorstellbar, split brain in tausend Stücke. Seit vielen Jahren lasse ich mich auf Realitäten ein, die mir von der Naturwissenschaft eröffnet werden.

Nicht dass diese Realitäten nicht schon zuvor und überhaupt ohne diese Wissenschaft vorhanden wären - schon ihr Name bezieht die Naturwissenschaft auf die unabhängig von ihr immer schon vorhergehende Natur. Und natürlich kann sich jeder direkt auf die Natur beziehen. Künstler tun das ohnehin. Und ich auch. Was mich dennoch in die Nähe von unterschiedlichen Naturwissenschaften lockt, ist das schöne Gefühl subjektiver Freiheit, das mich jedesmal wieder hinreißt, immer wieder wie die Motte um ein Fachgebiet oder ein wissenschaftliches Phänomen kreisen läßt, welches das nackte, kalte Licht der überheissen Flamme ausstrahlt, die von all diesen Wissenschaftlern erzeugt wird. Es ist sozusagen ein Licht der Enthaltung, welches von ihnen ausgeht. In einer heldenhaften, gleichwohl längst zur Routine gewordenen Anstrengung tun die Forscher alles, um sich selbst aus dem Gang ihrer Erkenntnisgewinnung herauszuhalten. Subjektivität hat in ihrem objektivierenden Bemühen allenfalls unbewußten, zutiefst verborgenen Einfluß. Subjektivität ist Verschmutzung. Subjektivität verbirgt hinter ihrer schleimigen Vordringlichkeit das Tatsächliche und Gültige des vom Wissenschaftler ans Licht der Wirklichkeit geförderten Dinges. Sozusagen putzt der Wissenschaftler sich, und nicht nur sich, sondern tendenziell jede an seinem Gegenstand haftende Subjektivitätsspur aus dem Bild, das er malt. Sozusagen malt er ausschließlich weiße Bilder.

Die "Weißen Realitäten" der Wissenschaft aber sind wegen ihrer offenen Leere wunderbar für das subjektive Projektionsvermögen von jedermann zur Verfügung. Und weil ich wie die meisten Künstler auf der Suche nach aufnahmefähigen Orten bin, Arealen der Realität, die nicht vorbelastet scheinen, wo das eigene Pioniervergnu?gen das Gefühl neuer Freiheit genießen und nutzen kann, liebe ich den eifrigen Ausstoß an entsubjektiviertem Material, das von den Wissenschaften erzeugt wird.

 

Helmut W. Erdmann

1947 in Emden geboren.

Studium in Braunschweig (Orchesterdiplom) und Hamburg (Flöte bei K. Zöller, Komposition bei D. de la Motte, Elektronische Musik bei W. Krützfeldt)

1970 Musiklehrerprüfung. Seit 1971 Lehrtätigkeit an der Musikschule Lüneburg (Flöte, Leiter des Ensembles Neue Musik Lüneburg); seit 1972 Lehrbeauftragter an der Leuphana Universität Lüneburg (von 1985 bis 1989 auch an der Universität Göttingen). Seit 1992 Professor für Komposition/Live-Elektronik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 1976 Dozent, Referent und Kursleiter auf überregionalen und internationalen Tagungen und Kongressen. Seit 1971 rege solistische Tätigkeit, vor allem mit dem 1971 gegründeten Varius-Ensemble (Hamburg) Seit 1980 außerdem Mitglied des Ensemble Musica Viva (Bayreuth) und seit 1991 Mitglied des Michael Sell Ensembles (Frankfurt). Anreger neuer Kompositionen für Flöte solo und Kammermusik mit Flöte. Seit 1975 Künstlerischer Leiter der Veranstaltungsreihe Neue Musik in Lüneburg, seit 1977 außerdem Leiter des Fortbildungszentrums für Neue Musik Lüneburg. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo (Rom), der Cite Internationale des Arts (Paris), der Stanford University California, (USA), 1980 Niedersächsisches Nachwuchsstipendium, 1983 Verleihung des Bach-Preis-Stipendiums der Stadt Hamburg; 1985 Stipendiat der Casa Baldi (Olevano/Rom) und der Cite Internationale des Arts (Paris) - zweiter Paris-Aufenthalt, 1988 und 1989 Gast im Atelierhaus Worpswede; 1990 Niedersächsisches Künstlerstipendium und 1991 Kulturpreis des Landkreises Lüneburg; 1996/97 Jahresstipendium des Landes Niedersachsen. Seit 1998 Präsident der Europäischen Konferenz der Veranstalter Neuer Musik (ECPNM). Seit 2006 Präsidiumsmitglied des ECF (European Composer´s Forum). Seit 2007 Vorstandsmitglied des Deutschen Komponistenverbandes sowie der ECSA (European Composers and Songwriters Alliance). Seit 2008 Mitglied der "Platform of Cultural and Creative Industries der EU-Commission for Education and Culture" in Brüssel. Seit 2009 Vorsitzender des Deutschen Komponistenverbandes, Landesverband Norddeutschland, sowie Mitglied im Fachausschuss "Europa/ Internationles" des Deutschen Kulturrates; außerdem seit Oktober 2009 Vizepräsident des ECF´s. 2010 Berufung in das "Kompetenznetzwerk Europäische Kulturpolitik" des Deutschen Kulturrates.

Die kompositorischen Arbeiten (ca. 200 Werke) umfassen alle Gattungen, einschließlich elektronischer und live-elektronischer Werke, Konzerte und Rundfunkproduktionen mit eigenen Werken in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa, Japan und in den USA. .?

In meinen Kompositionen bin ich bestrebt, zu einer Synthese heute möglicher Stilmittel zu gelangen. Hierzu gehört neben Einbeziehung improvisatorischer Gestaltungsmöglichkeiten bei einigen Werken, von Beginn meiner kompositorischen Arbeit an die Auseinandersetzung mit elektronischer Musik und live-elektronischer Klangverarbeitung und den differenzierten Fähigkeiten der Computermusik. Von großer Bedeutung sind für mich dabei die verschiedenen Mischformen - vom "reinen" Instrumentalton und seinen mannigfaltigen Farbgebungen bis zum völlig elektronischen veränderten Klang mit allen Zwischenstufen der Verfremdung, Klangerweiterung, dem Feedback instrumentaler und apparativer Technik im kreativen Entfaltungsprozess. Parallel dazu hat mich die Einbeziehung melodischer und rhythmischer Elemente interessiert, um wieder zum "lustvollem" Musizieren zu gelangen.

Neben diversen Kompositionen für professionelle Formationen hat mich in den zurückliegenden 40 Jahren immer wieder die Aufgabe gereizt, Stücke für den Laienbereich zu konzipieren. Vor allem in der Kammermusik sind eine Reihe von Stücken entstanden, zu denen mich jugendliche Spieler als Teilnehmer der Wettbewerbe "Jugend musiziert" angeregt haben. Für mich als Komponist stellt sich dabei auch eine wichtige pädagogische Aufgabe: Jugendliche Spieler an die Auseinandersetzung mit Neuer Musik heranzuführen, ihr Interesse zu wecken und zur kontinuierlichen Beschäftigung mit Neuem, Ungewohntem zu ermuntern."


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