Eintritt: 4 Euro
Das erste Kriegsjahr ging dem Ende zu und wir auf dem Lande hatten bereits Erfahrungen mit verschiedenen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus Polen gemacht. Menschen wie "du und ich" und doch von der damaligen Propaganda als niedrigere Individuen hingestellt. Am 19. Juli 1940, also mit siebzehneinhalb Jahren, kam Genia auf unseren Hof. Sie wurde im Laufe der folgenden drei Jahre fast zu unserer Schwester. Eines Tages kam Genia aus dem Dorf nach Hause in Tränen aufgelöst und sagte: "Jemand hat mir ins Gesicht geschlagen!" - "Weshalb?" - "Weil ich kein P getragen habe!" Die polnischen Fremdarbeiter mussten als Erkennungszeichen für die Bevölkerung ein aufgenähtes "P" in gelber Farbe auf violettem Grund tragen. Das war Vorschrift.
An diese und viele andere Geschichten erinnert sich Günter Donder in seinem Buch "Meine Kinderjahre in Masuren". Er beschreibt nicht nur seine Kindheit mit vielen Facetten des ländlichen Lebens sondern auch Sitten, Bräuche, Jahreszeiten, typische Speisen und vieles mehr, was Ostpreußen bis 1945 auszeichnete. Die Erlebnisse mit Genia wurden auch in die Fernsehdokumentation "Damals in Ostpreußen" aufgenommen, die vielfach im Fernsehen ausgestrahlt wurde. In der Lesung werden Ausschnitte aus dieser Dokumentation gezeigt.
Günter Donder wurde 1929 im masurischen Teil Ostpreußens, im Landkreis Lyck, auf einem Bauernhof geboren. Er lebte bis 1958 in seiner nun polnisch gewordenen Heimat. Im zweiten Buch "Heimat… und alles ist so anders doch" schildert er anschaulich den Alltag mit den vielen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit und die Tatsache, fremd in der Heimat zu sein. Günter Donder lebt in Köln.
Eine Veranstaltung des Kulturreferats