Geburt eines Dichters. Ernst Wiechert zum 125. Geburtstag

Mi, 23. Mai 2012 - 19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)

Einführung: Dr. Martin Maurach Lesung: Schauspielerin Regina Pressler Musikalische Umrahmung: Streichquartett Nr. 1 d-moll op. 45/1 von Wilhelm Kempff ausgeführt vom Malinconia-Ensemble Stuttgart

Emil Stumpp: Ernst Wiechert

Eintritt: 5,- Euro  

 

Ernst Wiechert, geboren 1887 in Kleinort im Kreis Sensburg/Ostpreußen, gestorben 1950 in Uerikon bei Zürich, war einer der meistgelesenen deutschen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts und fand auch breite internationale Anerkennung. Er war zunächst Lehrer an Gymnasien in Königsberg und Berlin, ab 1933 freier Schriftsteller. Am 6. Mai 1938 wurde Wiechert  "Wegen betont staatsfeindlicher Gesinnung und Erregung öffentlicher Unruhe gegen Partei und Staat" verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Seine Erinnerungen an die Inhaftierung hat er im Buch "Der Totenwald" aufgezeichnet.

 

Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die Romane "Die Majorin", "Die Jerominkinder" und "Missa sine nomine" sowie zwei Erinnerungsbücher "Wälder und Menschen" bzw. "Jahre und Zeiten". In ihnen spiegelt sich die Waldlandschaft seiner ostpreußischen Heimat als prägendes Erlebnis und Grundmotiv seines Schreibens wider.  

 

Neben der Natur war ihm auch die Musik ein Gleichnis für die Humanität, der er in seinem Werk zum Ausdruck verhelfen wollte. Viele Jahre, auch während der inneren Emigration unter den Nationalsozialisten, war er mit den Musikern Wilhelm Kempff und Erwin Kroll eng befreundet.  

 

Anlässlich des 125. Geburtstags werden Ausschnitte aus der Novelle "Der Mann von vierzig Jahren" (ersch. 1930) vorgetragen, in der Wiechert kaum verschlüsselt seine eigentliche Neu-'Geburt' zum Dichter darstellt. Diese entscheidende Wandlung wird durch ein musikalisches Erlebnis ausgelöst.

Ein weiterer Programmpunkt des Abends ist die Aufführung des Streichquartetts Nr. 1 d-moll op. 45/1 von Wilhelm Kempff, gespielt vom Malinconia-Ensemble aus Stuttgart (Roland Heuer 1. Violine, Ikuko Nishida-Heuer 2. Violine, Axel Breuch Viola und Helmut Scheunchen Violoncello).  

 

Regina Pressler, 1938 in Königsberg/Ostpr. geboren; aufgewachsen in Hamburg. Schauspielausbildung am Seminar der Hamburger Kammerspiele. Engagements am Schauspielhaus Hamburg (unter Gustaf Gründgens) und am Theater im Zimmer, an den Hamburger Kammerspielen und an Theatern in Bremen, Kassel, Heidelberg und Heilbronn. Seit 1980 freie Sprecherin beim NDR, WDR und BR.  

 

Dr. Martin Maurach geboren 1965 in Lüneburg; Promotion und Habilitation in Neuerer deutscher Literaturwissenschaft; Arbeiten zur Gegenwartsliteratur, zum experimentellen Hörspiel und zur Literatur des 18. Jahrhunderts. Verschiedene Lehrtätigkeiten, u. a. als DAAD-Lektor in Südkorea, 2004 - 2008 in Frankfurt (Oder) wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kleist-Museum, wissenschaftlicher Autor und Ausstellungsberater. 2008 Ausstellung: "Was für ein Kerl. Kleist im Dritten Reich" (Kleist-Museum und Schloss Neuhardenberg) mit Begleitpublikationen und Tagungsband, seitdem freier Autor in Lüneburg.  

 

Das Malinconia-Ensemble wurde zur Erinnerung an unbekannte Musikwerke und vergessene Komponisten Mitte der 1980er Jahre gegründet. Das Repertoire reicht vom Klavierwerk und Lied bis zu großen Kammermusikwerken und Kirchenmusik vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Das Malinconia-Ensemble hat in zahlreichen Konzerten Werke von etwa 150 unbekannten Komponisten aufgeführt und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur deren Rezeptionsgeschichte geleistet.

 

Eine Veranstaltung des Kulturreferats

 


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