Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz im Rahmen der Ausstellung „Alles brannte!“
Mit der Machtübernahme der NSDAP wurde Antisemitismus Staatsdoktrin in Deutschland. Die jüdische Minderheit, etwa 500 000 Menschen, wurde von nun an systematisch ausgegrenzt. Es begann mit Boykott und Berufsverboten und gesetzlichen Maßnahmen, die den Juden die Bürgerrechte entzogen. Mit den Pogromen der „Reichskristallnacht“ im November 1938 schlug die Diskriminierung in offene Gewalt um. Den Exzessen folgten Zwangsarbeit, Ghettoisierung, schließlich im Herbst 1941 die Kennzeichnung mit dem Stern, das Auswanderungsverbot und die Deportation in Ghettos, KZ und Vernichtungslager im Osten. Kaum der Hälfte der deutschen Juden gelang die Flucht ins Exil. Nur wenige überlebten im Untergrund, nicht viele kehrten aus den Lagern zurück. Jüdisches Leben in Deutschland war erloschen und schien für alle Zeit nicht mehr möglich.
Wolfgang Benz, geboren 1941 in Ellwangen/Jagst, Historiker, bis März 2011 Professor und Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, Gastprofessuren u.a. in Australien, Bolivien, Nordirland, Österreich und Mexiko, zahlreiche Publikationen zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert, zu Nationalsozialismus, Antisemitismus und Problemen von Minderheiten, zuletzt: Deutsche Juden im 20. Jahrhundert. Eine Geschichte in Porträts (München 2011). Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet (München 2012), Theresienstadt. Eine Geschichte von Täuschung und Vernichtung (München 2013), Herausgeber mehrerer Buchreihen, Geschwister-Scholl-Preis 1992, Mitglied im P.E.N.