Die Hanse und der nach 1190 in Akkon im Heiligen Land entstandene Deutsche Orden waren im Laufe ihrer mittelalterlichen Geschichte eng mit einander verbunden. Das ging so weit, dass die Forschung - wenn auch fälschlich - den gesamten geistlichen Ritterorden oder zumindest sein Oberhaupt, den im Ordensland Preußen residierenden Hochmeister, als Mitglied der Hanse verstanden hat. Faktisch gab es auf jeden Fall vielfältige Berührungspunkte.
So wurde das dem Orden vorangehende deutsche Hospital vor Akkon um 1190 durch Bremer und Lübecker Kaufleute unter dem Segel einer Kogge gegründet, und Lübeck war bei der Herrschaftsbildung des Ordens im noch heidnischen Preußen der wichtigste Ausschiffungshafen für Kreuzfahrer und Siedler. Die in Preußen teils nach Lübecker, teils nach angepasstem Magdeburger (d.h. Kulmer) Recht gegründeten Städte bildeten bald eine wichtige Städtegruppe innerhalb der Hanse, die mit den anderen Hansestädten nicht nur im zweiten Krieg gegen Waldemar IV. von Dänemark (1367-1370) kooperierte und dabei häufig vom Orden unterstützt wurde.
In den Kontakten zu Westeuropa, vor allem zu England und zum Herzogtum Burgund, spielten die Hochmeister eine wichtige Rolle, die sich um 1450 in einigen Quellen auch in der Formel wiederfindet, der Hochmeister sei das eigentliche "Haupt der Hanse". Dies soll im Vortrag dargestellt werden. Insbesondere wird die Frage zu beantworten sein, wie sich das Verhältnis zwischen der Hanse und dem Deutschen Orden vor allem im 14. und 15. Jahrhundert gestaltete.