Königsberg (heute Kaliningrad) war bis 1945 eine deutsche Stadt, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Ostpreußens mit einem bedeutenden Ostseehafen sowie der angesehenen Albertus-Universität, an der im 18. Jahrhundert der große Philosoph Immanuel Kant lehrte. 1944/45 wurde die Stadt völlig zerstört. Eine jüdische Gemeinde gab es seit dem 16. Jahrhundert. Sie fand mit dem Holocaust und der "Evakuierung" der letzten zwei Juden 1948 ihr Ende. Einer dieser beiden war Michael Wieck, der 1928 als Sohn des angesehenen Musiker-Ehepaars Hedwig Wieck-Hulisch und Kurt Wieck geboren wurde. Die Erfahrungen, die er als jüdischer Heranwachsender in Königsberg unter der NS-Herrschaft und dann als deutscher junger Mann unter dem Regime der sowjetischen Eroberer machte, hat er in seinem eindrucksvollen Erinnerungsbuch "Zeugnis vom Untergang Königsbergs" beschrieben, das auch in englischer und russischer Übersetzung erschienen ist.
Michael Wieck, der auf ein erfolgreiches Leben als Orchester-Geiger und Musikpädagoge zurückblicken kann, hat sich zeitlebens dafür eingesetzt, dass die nachwachsenden Generationen von den Schrecken des Holocaust und den Folgen der ideologischen Verblendungen des 20. Jahrhunderts erfahren und ihre Lehren daraus ziehen. Dafür wurde er mit der Otto-Hirsch-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Dr. Klaus Harer hat sich als Mitarbeiter des Deutschen Kulturforums östliches Europa dafür eingesetzt, dass Michael Wiecks Erinnerungsbuch in russischer Sprache erscheinen konnte und so auch den heutigen Kaliningradern bekannt wurde. Er hatte Gelegenheit, Michael Wieck auf mehreren Reisen ins Kaliningrader Gebiet zu begleiten und Begegnungen mit den heutigen Menschen im russischen Teil Ostpreußens zu veranstalten.
Eine Veranstaltung des Kulturreferats am Ostpreußischen Landesmuseum und des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam
Kartenreservierung: Tel. 04131-759950 oder info(at)ol-lg.de