Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Architektur auf dem Kopf gestellt: Die Architektur des 19. Jahrhunderts mit ihren üppigen Formen wurde als falsch und krankmachend betrachtet, die neue sachliche Architektur hingegen, abgeleitet aus einfachsten Grundformen, sollte den Menschen gesunden. Der Umbruch begann mit der Reformarchitektur ab 1900 und mündete dann in das Neuen Bauen der 1920er Jahre.
Der Wiederaufbau der kriegszerstörten Ortschaften in Ostpreußen ab Ende 1914 wurde zu einem der wichtigsten Projekte der architektonischen Neuordnung. Nirgendwo sonst arbeiteten damals so viele Architekten gleichzeitig an einem gemeinsamen Vorhaben. Dennoch ist dieses Kapitel der Architekturgeschichte heute nahezu vergessen. Der Architekturhistoriker Nils Aschenbeck (Universität Vechta) ordnet die Wiederaufbautätigkeit während des Ersten Weltkriegs in die Kunstgeschichte ein und weist nach, dass in Ostpreußen weit mehr entstand als nur eine Wiederherstellung des Alten.
Dr. Nils Aschenbeck lehrt Architektur- und Designgeschichte in Vechta. Autor zahlreicher Bücher zur Architekturgeschichte, darunter "Reformarchitektur - die Konstituierung der Ästhetik der Moderne" (Basel 2016). 1993 bekam er den Deutschen Preis für Denkmalschutz.
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