Eintritt: 4,- Euro (ermäßigt: 3,- Euro)
Anmeldung unter a.kern@ol-lg.de oder telefonisch unter 04131-7599515
Während des Vormarsches der Roten Armee 1945 kommt es zu massenhaften Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen durch Rotarmisten, Soldaten wie Offiziere. Lange Jahre vertrauten viele dieser Frauen ihre schmerzhaften und erniedrigenden Erlebnisse nur ihrem Tagebuch an. Aus Scham und weil niemand von diesem Thema hören wollte, nicht einmal die eigenen Männer, Freunde und Väter. Die Aufzeichnungen einer anonymen jungen Journalistin und Fotografin sollten posthum unter dem Titel "Anonyma - Eine Frau in Berlin" knapp 60 Jahre später berühmt werden.
Mehr als 100.000 Frauen und Mädchen wurden allein in Berlin von April bis September 1945 vergewaltigt. Während des gesamten Vormarsches der Roten Armee sollen es an die zwei Millionen gewesen sein. Zehntausende Kinder, für die sich ihre Mütter schämten, sind so entstanden. Manche wissen bis heute nicht, wer ihre Väter sind.
Die Dokumentation widmet sich den Erlebnissen von Berliner Frauen, die sich, um den Siegern zu entgehen, in Kellern und auf Dachböden versteckten. Manche begingen vor oder nach Vergewaltigungen Selbstmord, andere entwickelten Überlebensstrategien, suchten sich den "Wolf unter Wölfen", einen möglichst hoch stehenden Offizier, um nicht weiter "Freiwild" für alle zu sein.
Die Dokumentation erinnert an die Leiden der Opfer und stellt gleichzeitig den Zusammenhang zwischen den Taten der Nazis und den Taten der Sieger her, ohne die Verbrechen gegeneinander aufzurechnen. Interviews mit betroffenen Frauen und russischen Kriegsteilnehmern reflektieren, wie beide Seiten, Russen wie Deutsche heute mit dem Tabuthema Vergewaltigungen umgehen und welche tiefen Spuren diese hinterlassen haben.
Ingeborg Jacobs, geboren 1957 in Solingen. 1989 bis 1992 Aufenthalt in der Sowjetunion. Seit 1995 freie Autorin beim ZDF. Zahlreiche Dokumentarfilme, überwiegend zu zeitgeschichtlichen Themen. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Wirtschaftsfilmpreis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Mitarbeit an mehreren Büchern von Guido Knopp. Zuletzt erschien bei Propyläen Freiwild. Das Schicksal deutscher Frauen 1945.
Eine Veranstaltung des Kulturreferats